Mittwoch, 26. August 2015

Offener Post einer Mutter zur Flüchtlngsdebatte

Warum bin ich so emotional engangiert, wenn es um die Flüchtlingsdebatte geht?
Wäre ich dies nicht, dann hätte ich meinen Beruf verfehlt. Geschichte und Sozialkunde am Gymnasium unterrichte ich nicht, damit ich irgendetwas unterrichte, sondern weil ich mich mit diesen meinen Fächern und somit mit den hintergründlichen Fachwissenschaften tief verbunden fühle. Meine SchülerInnen wissen das.
Ich habe die Hoffnung, dass sich der ein oder andere seiner "Auswüchse" bewusst wird und seine "asylkritische" Haltung überdenkt. Auf ausländische Kinder urinieren oder Sporthallen anzünden ist keine "Asylkritik" mehr. Ohne diese Hoffnung bräuchte ich nicht mehr unterrichten.
Rechte Gruppierungen machen sich Sorgen "besorgter Bürger" zunutze, die meist auf fehlender Aufklärung beruhen, um sie für ihre Zwecke zu missbrauchen. Leider durchblicken viele dieser Bürger nicht die eigentlichen Beweggründe dieser Gruppen. Die Parallele zu vor 70 Jahren ist hier sehr wohl zu ziehen. Wer sich mit Geschichte befasst, weiß das. Ich glaube auch, dass sich viele derer, die irgendwie auf diesen Zug aufspringen, tatsächlich nicht als "rassistisch" sehen. Aufklärung, die in deren Köpfen ankommt, täte hier Not, denn ich bin überzeugt, so abgedroschen es klingen mag, sie sind tatsächlich überzeugt, sie wären es nicht. Ich weiß, dass es kaum möglich sein wird, verblendete, festgesetzte Überzeugungen zu ändern. Ich stünde trotzdem zur Informationsbeschaffung und -weitergabe bereit. Angebot steht.
Es gibt Menschen, die sich auf Grund ihrer Lebenssituation von Politik und auch Mitmenschen im Stich gelassen fühlen, so ist es oft ein Leichtes sich jemand Schwächeren zu suchen, um seine Unzufriedenheit zu kanalisieren; oft spielen hier auch mangelndes Selbstbewusstsein und fehlendes Wissen eine Rolle. Ich kann nachvollziehen, dass eine alleinerziehende Mutter, die Schwierigkeiten mit dem Amt hat, unzufrieden ist. Aber ein Flüchtling nimmt ihr weder Geld, noch Wohnung, noch Arbeit weg. Die Welt ist nicht schwarz und weiß, so einfach ist es nicht.
Rechtsextreme Gruppierungen haben des Weiteren nicht nur ein Problem mit Ausländern, sondern grundsätzlich mit dem "Anderssein" -- homosexuell, behindert. Gerade letzteres sollten die, die unsere Familie kennen, zum Denken auffordern, und sich, wenn es nicht verstanden werden will, von uns fernhalten. (Mein Kind kostet dem Staat so viel Geld im Jahr, da kann kein Asylbewerber mithalten)
Dass Obdachlose in dieser "Debatte" als Gegenstück zu Asylsuchenden missbraucht werden, ist ein Unding. Im Normalfall hat sich keiner derer, die plötzlich am rechten Rand herumschwänzeln, bisher für die "deutschen" Obdachlosen interessiert. Meist sind es die, die voher noch wetterten, dass es "beim Adolf nicht so viele auf der Straße gab"...
Auch die Debatte "Wirtschaftsflüchtlinge" vs. "Kriegsflüchtlinge" macht wenig bis keinen Sinn. Der rechte Mob unterscheidet nicht. Nie.
Außerdem ist der Begriff des Wirtschaftsflüchtlings sowieso schwierig, zB Westbalkan: wer sich mit den Vorkommnissen der letzten Jahrzehnte dort auseinander setzt wird merken: auch hier gibt es nicht schwarz oder weiß.
Natürlich darf man in Frage stellen, man muss es sogar, ob die europäische Asylpolitik so funktioniert, ob ein Weiterreichen der Flüchtlinge von einem Land zum nächsten ein gemeinsames europäisches Handeln darstellt, ob eine Ghettoisierung, wie zB in Rückführungslagern, Sinn macht (denn Ghettoisierung bringt Gewalt mit sich -- zu erklären, warum , ist sicher nicht nötig), man darf in Frage stellen, ob die Politik richtig handelt, wenn sie schweigt, wenn sie denen, die eben nicht genug wissen, nichts erklärt, Etc etc. Aber sich gegen Menschen zu stellen, wie in Freital, in Heidenau, wie z.B. die Rechten den Kindern gegenüber in der U-Bahn, das ist menschenunwürdig. Das löst keine Probleme, es macht einen nur zu etwas Monströsem.
Wer sich politisch orientierungslos sieht, neigt oftmals dazu, sich an Parteien am rechten Rand oder noch weiter zu orientieren. Auch hier ist sehr wohl eine Parallele zu den 20ern und 30ern diese Jahrhunderts zu ziehen. Bin ich unzufrieden mit der Politik, habe ich die Möglichkeit der politischen Teilhabe und somit der Veränderung, diese sollte man nutzen -- in Parteien, die das Grundgesetz schützen, das 1949 unsere Grundlage wurde; nicht in denen, die es aushebeln wollen -- denn das käme einer Diktatur gleich.
In diesem Sinne:
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art 3:
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen